Mehr Schein als Sein: Nachhaltigkeit im Kapitalismus
„Tue Gutes und rede darüber“, ist eine seit eh und je anerkannte Strategie der Selbstvermarktung. So aufwendig muss es aber gar nicht sein. Eine neue Studie aus den USA und England liefert es Schwarz auf Weiß: Die gute Tat als solches ist absolut überschätzt und eigentlich auch total unnötig, leere Versprechungen reichen völlig!
Wie der Environmental Leader berichtet, haben Forscher von der Duke University und der London Buisness School 2.261 Firmen in 43 Ländern auf ihre Nachhaltigkeitsstrategien hin untersucht. Ein Thema das heute für das Image jeder gewinnorientierten Firma wichtig ist. Die Wissenschaftler fanden allerdings heraus, dass es für die Wertsteigerung eines Unternehmens völlig ausreichend sei, so zu tun als wäre es grün und verantwortungsvoll. Eiskaltes Marketing und eine hübsche Ökofassade sind demnach wesentlich gewinnbringender als tatsächliches Engagement. Den passenden Fachbegriff gibt es dafür natürlich auch: Greenwashing. Eine vom Prinzip her ur-kapitalistische Praxis und als solche in unserer Gesellschaft eigentlich nicht verwunderlich.
Ist ja auch irgendwie logisch: Nichts tun und darüber reden, ist schließlich billiger als über Dinge zu reden, die man tatsächlich geändert hat. Und es geht doch um Wertsteigerung, oder? Außerdem sollte man es auf dem Nachhaltigkeitssektor sowieso nicht zu ernst nehmen. Sonst müsste man ja auch den spritfressenden Super BMW vom Vorstandsvorsitzenden gegen einen Elektro-Smart tauschen – was für ein Prestigeverlust!
Ganz ohne Einsatz geht es aber trotzdem nicht. So stellten die Forscher fest, dass eine faktische Grundlage durchaus hilfreich ist. Getreu dem Motto „Jede Legende hat einen wahren Kern“, sollte ein Unternehmen also zunächst einige wenige tatsächliche Änderungen vornehmen. Diese können dann im Weiteren einfach, effektiv und preisgünstig zum dem Nachhaltigkeitsmärchen aufgebauscht werden, das Investoren und Verbraucher gerne hören wollen. Greenwashing - ein Fragwürdiger Trend, den man wohl auch einer oberflächlichen Gesellschaft zuschreiben muss. Um abends guten Gewissens ins Bett zu gehen, lässt man sich doch gerne ein bisschen belügen. Wer den eigenen Schlafanzug genäht hat will man ja auch nicht so genau wissen. Immerhin stand „Bio-Baumwolle“ drauf, wird also schon keine Kinderarbeit sein.