Löwe, Tiger & Co zum Schmusen??

Unfassbar: Löwen und Tiger als Kuscheltiere missbraucht! Im argentinischen Zoo Lujan, unweit der Hauptstadt Buenos Aires, dürfen die Tierparkbesucher, selbst die Kinder, mit Raubtieren auf Schmusekurs gehen und sie mit Milch und Zitronengras füttern.

Insbesondere Touristen, die auf das ganz besondere Urlaubsfoto aus sind, lassen sich von dem Angebot der Zoobetreiber verführen. Manche mit gemischten Gefühlen, andere weniger. „Die sind so hübsch, und ihre Zunge ist so rau!“, strahlt eine Besucherin, die sich in die Höhle der Wildtiere gewagt hat.

Foto: Wikimedia commons/Sumit.pamnani

In einem Beitrag von Galileo erläutert Zoodirektor Jorge Semino: „Unsere Raubtiere fressen uns aus der Hand. Ich arbeite seit 30 Jahren mit ihnen und es ist noch nie etwas passiert.“ Jorge Semino habe ein besonderes System zur Zähmung der Raubtiere entwickelt, lässt der Zoomanager, Santiago Semino, in dem Beitrag verlauten. Erstens würden die Wildkatzen gemeinsam mit Hundewelpen aufgezogen, von denen sie sich das friedliche Verhalten gegenüber Menschen abschauen könnten. Zweitens würde beim Füttern das Aufkommen von Futterneid unterbunden- es gebe immer genug für alle.

PETA: „Das ist Tierquälerei!“

Peter Höffken, Wildtierexperte der Tierschutzorgaisation PETA hält diese Schilderungen für bloße Ausflüchte der Betreiber: „Wir sprechen hier von wilden Tieren mit natürlichen Urinstinkten- die kann man ihnen nicht abtrainieren, auch nicht durch die Aufzucht mit friedlichen Hunden.“, erklärte er auf Anfrage von global°. Seiner Erfahrung nach könnten sich die Raubkatzen nur deshalb über einen längeren Zeitraum so sanft und ungefährlich verhalten, weil sie mit Narkotika ruhig gestellt worden seien. „In diesem Fall ist das Tierquälerei. Allein schon das Einsperren und ständige Bombardement der Tiere mit Blitzlichtern reiche schon aus- da kann von artgerechter Haltung nicht die Rede sein“, betonte er.

 

Foto: Wikimedia commons/Softeis

Futterneid sei außerdem nicht der Hauptgrund für aggressives Verhalten. Eine einzige falsche Bewegung, ein Stolpern nur, reiche für eine aggressive Reaktion mehr als aus, wie es, gerade in Zirkussen, in Deutschland schon mehrfach bewiesen worden sei. Im Jahr 2009 etwa fielen Tiger während einer Show im Tierpark Hagenbeck über ihren Dompteur her, der lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Appell: Keine Tuchfühlung mit Raubtieren!

Im Galileo-Beitrag untersuchte Dr. Daniel Mudrovici, Experte für Tieranästhesie, die Raubtiere, und fand keinerlei Hinweis auf den Einsatz von Narkotika. Allerdings bezog er sich in seiner Analyse lediglich auf den Allgemeinzustand, etwa das Fell und die Pupillenbewegungen der Tiere. Höffken bleibt skeptisch: „Nur eine Blutprobe hätte ein eindeutiges Ergebnis bringen können.“

Er ruft die Tierparkbesucher dazu auf, im Sinne der Raubtiere, nicht mit ihnen auf Tuchfühlung zu gehen, sondern sie von außerhalb des Geheges zu betrachten. Da kann global° nur zustimmen. Nicht „nur“ aus Tierschutz-, sondern auch aus Sicherheitsgründen. Auch Mudrovici bestätigt: „Es sind Tiere. Die haben ihre Launen, genau wie Menschen. Hundertprozentige Sicherheit kann es deshalb niemals geben.“

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