Nachhaltigkeit: Das „Faire“ Smartphone kommt!

In London wurde gerade das „Fairphone“ vorgestellt und schon jetzt sind mit mehr als 15.000 Exemplaren zwei Drittel der ersten 25.000 Fairphones vergriffen; Verkausstart soll im Dezember sein. Was aber hat es denn nun auf sich mit dem „Fairphone“ und was ist daran nachhaltig?

Foto: Fairphone/CC BY-NC-SA 2.0

Das gleichnamige Startup aus den Niederlanden will seinen Kunden eine nachhaltige und transparente Produktion bieten. Deshalb schufen sie ein bezahlbares Smartphone, dessen Wertschöpfungskette sauber bleiben soll. Dafür wird mit Hochdruck an der Nachhaltigkeit der Lieferkette gearbeitet und mit zahlreichen Initiativen und NGOs kooperiert. Produziert wird das Smartphone in China; derzeit prüft der Dienstleister TAOS die Arbeitsbedingungen in der chinesischen Fabrik in A’Hong.

Der Anfang ist auf jeden Fall gemacht, verbaut wird bereits konfliktfreies Zinn und Tantal. Künftig sollen alle seltenen Erden und Metalle, die für die Handyproduktion gebraucht werden,  aus Quellen kommen, bei denen die Arbeiter fair bezahlt werden und nicht indirekt bewaffnete Konflikte finanziert werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die Reparaturfähigkeit des neuen Handys; Ersatzteile sollen in einem Online-Shop dafür erhältlich sein. Wenn für den Fall, dass das Handy doch entsorgt werden muss, noch ein Recycling angeboten wird, wäre auch beim Thema Elektroschrott nachhaltig gehandelt.

Foto: Fairphone/CC BY-NC-SA 2.0

Roos van de Weerd, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, im Interview mit WiWo Green: „Wir werden versuchen, Fair-Trade Gold und Fair-Trade Kobalt zu verbauen. Mit diesen beiden Materialien sind wir den Mainstream-Smartphone-Herstellern in Sachen Nachhaltigkeit um Jahre voraus. Im Falle von Gold ist die Fair-Trade-Version des Materials nicht sonderlich weit verbreitet, obwohl bereits eine Zertifizierung existiert. Wir hoffen, dass wir dieses Problem in Zusammenarbeit mit der Max-Havelaar-Stiftung in der Schweiz angehen werden. Im Falle von Kobalt, das in Smartphone-Akkus verwendet wird, arbeiten wir mit Action Aid zusammen. Wir prüfen die Machbarkeit einer Fair-Trade-Kobalt-Regelung in einigen der Ländern, in denen es abgebaut wird. Diese Initiative könnte aber bis zu fünf Jahre brauchen, um Früchte zu tragen, obwohl das Material aus Nicht-Konfliktgebieten stammt.“

Das Fairphone kann sich sicherlich nicht mit dem technischen Niveau der aktuellen Geräte messen. Es hat aber alles, was es braucht – ob W-LAN, GPS oder Bluetooth – sprich etablierte Technik und auch das Design entspricht herkömmlichem Standard.

Nochmal Roos van de Weerd: „Unser Projekt kann nur Einfluss auf andere, größere Unternehmen wie beispielsweise Apple oder Samsung nehmen, wenn die Verbraucher zeigen, dass sie Transparenz, faire Angebote und angemessene Löhne wollen. Wir versuchen das Bewusstsein zu schärfen. Soweit  funktioniert das auch recht gut. Die Menschen sind froh, dass endlich ein Player in der Industrie versucht, diese Änderungen voranzutreiben. Wir wollen nicht der Hersteller mit den höchsten verkauften Stückzahlen werden, sondern bewirken, dass die “Großen” von uns lernen und inspiriert beziehungsweise gezwungen werden, uns zu folgen.“

Der Preis von 325 Euro liegt weit unter dem anderer Hersteller. Wenn Sie es jetzt noch schaffen, die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette auch bei großen Stückzahlen zu halten, dann könnten sie tatsächlich „Vorbild“ für die großen Hersteller werden.

Das ganze Interview mit Roos van de Weerd finden Sie bei WiWo Green.........

 

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