Recycling-Experiment stärkt Bürgersinn

Vorbild Schweiz: Beim jährlichen Großputz seines Apartments in Genf kam Dan Acher eine Super-Idee. Was wäre, wenn er all die Sachen, die er nicht mehr will, die aber durchaus noch brauchbar waren, nicht im Müll entsorgt, sondern sie in neue Hände gäbe? Gedacht - getan. Archer erfand die erste Boîte d’échange entre voisins, die „Nachbarschafts-Tauschbox“.

Foto: Archer

Heute gibt es in der ganzen Schweiz schon 60 dieser Sammel- oder besser Abholstellen. Wie stumme Zeitungsverkäufer stehen sie an belebten Straßenecken. Dort warten sie auf Ware oder Menschen, die Dinge suchen. Wer ihre Klappe hebt, findet in der Box, was andere ablegten: Bücher, kleine Geräte, Kleidung...und kann einfach – und ohne zu bezahlen – mitnehmen, wenn er vom Inhalt etwas brauchen kann.

Das ist Recycling pur. Das nützt dem Umweltschutz und stärkt nachhaltigen Konsum! "Tauschen statt Kaufen ist ohnehin der neue Trend. "Autos, Klamotten und der gute, alte Bohrer: Wenn man nicht alle Dinge selbst kauft, sondern teilt, ist das gut für die Umwelt. Und erst recht fürs Portemonnaie", meldet auch der entega-Blog.

 

Reges Interesse an der Nachbarschaftsbox stärkt Community

Archer startete das Experiment als Mischung aus Kunst-, Sozial- und Umwelt-Projekt. Er fand heraus, dass die Boxen einen Einzugsbereich von rund 200 Meter haben und die Nachbarn die Sammelstelle durchaus rege annehmen. Per Video-Überwachung registriert er pro Tag rund 70 Besucher: sieben brachten Gegenstände, 49 holten welche ab.

Manchmal gar kommen Passanten, die den Inhalt der Boxen neu drapieren, die Bücher sortieren oder die Pullover falten.

Die Genfer Stadtverwaltung lobt die Box inzwischen. Sie erspart der Kommune in einem Jahr etwa 32 Tonnen Abfall!

Die Boxen inspirieren die Schweizer. Manche sind inzwischen bunt bemalt oder mit Schrift verziert. Sie avancierten zu Treffpunkten an denen die Menschen ins Gespräch kommen. „Die Boîte reicht weit über die Ebene bloßer Tauschbereitschaft oder die Trödel-Liebe der Menschen hinaus“, weiß Dan Acher heute: „Die Menschen respektieren nicht nur die Box und ihren Inhalt, sie lernen dadurch auch ihre Nachbarschaft wieder schätzen.“ Das wirke sich dann auf das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kommune aus, ist er mit dem Ergebnis seines Experiments zufrieden.

 

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