Konsumrausch schadet dem Klima

Messen puschen unsere Gelüste: Die Präsentation der Produktneuheiten lässt uns träumen – und daher oft falsche Prioritäten setzen. Unweigerlich wollen nämlich viele Menschen diese neuen Waren auch gleich besitzen. Handys und TV-Geräte – wie sie die Händler auf der aktuellen IFA in Berlin präsentieren – sind die besten Belege für diese These. Wie sonst ist zu erklären, dass regelmäßig der Absatz von Flachbildschirmen und Mobiltelefonen floriert, nur weil sich die Branche unterm Funkturm trifft.

Foto: Wikimedia CC/GNU 1.2/J. Lehmkuhl

Das Phänomen griff jetzt auch das Ökoinstitut auf: In einem Vorab-Bericht zu einer neuen Studie, welche die Freiburger Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen an der Universität in Bonn im Auftrag des Umweltbundesamts recherchierten, kommen sie zum Ergebnis, dass „nur ein Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher ein neues Gerät kauft, weil ihr altes defekt war“. Die Forscher erkannten, dass „über 60 Prozent ihre noch funktionierenden Flachbildschirmfernseher durch ein noch besseres Gerät“ ersetzten. Und auch „ein Drittel der großen Haushaltsgeräte werden ersetzt, obwohl sie noch funktionsfähig sind“.

 

Geräte länger nutzen ist praktizierter Klimaschutz

 

Fazit: Die wenigsten Verbraucher nutzen ihre Elektro-Geräte bei weitem nicht so lange, wie sie dies könnten. Sie sondern ihre elektrischen Küchenhelfer oder elektronischen Unterhaltungs-Geräte viel früher aus als nötig. Das fördert zwar den Absatz und lässt das Bruttosozialprodukt steigen – es belastet jedoch unnötig den Geldbeutel der Verbraucher und schadet vor allem der Umwelt und dem Klima!

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Letzteres belegen Fakten. So sammelten etwa Abgeordnete des Bundestags 2.500 alte Handys und übergaben sie der Deutschen Umwelthilfe. Darin lagern enorme Wertstoffe. Eine Studie der EU vermutet immerhin, dass durch falsche Entsorgung der wertvollen Geräte jedes Jahr Rohstoffe für gut 1,7 Milliarden Euro vernichtet werden. Und Achim Steiner, der Chef der UN-Umweltbehörde UNEP befürchtet einen wahren „Umwelt-Tsunami“. Bis 2017 soll der Elektroschrottberg aus ausgedienten Computern, Fernsehern oder Handys von heute 40 auf dann schon 50 Millionen Tonnen anwachsen.

Die Wissenschaftler des Ökoinstituts verglichen auch die CO2-Bilanz von Notebooks. Ergebnis: „Jährlich verursacht ein langlebiges Notebook rund 25 Kilogramm weniger Treibhausgase als die kurzlebige Variante“. Die Freiburger Wissenschaftler berechneten auch die Belastung eines länger genutzter Fernsehers pro Jahr gegenüber einem zu früh ausgetauschten Gerät. Resultat: Die Weiternutzung spart knapp 60 Kilogramm des Klima-Killergases ein. „Mit Blick auf die gesamten Verkaufszahlen, wonach allein in Deutschland im Jahr 2014 knapp 5,5 Millionen Notebooks und über acht Millionen Fernsehgeräte verkauft wurden, wird die Dimension der gesamten möglichen Treibhausgaseinsparungen bei einer längeren Nutzung deutlich“, rückt das Ökoinstitut das wahre Ausmaß dieses Konsumrausches ins richtige Licht.

Merke: Es muss nicht immer gleich ein Neugerät sein, nur weil der Markt mit zusätzlichen Funktionen und modernerem Design wirbt. Selbst wenn ein älteres Gerät leichte Schwächen zeigt, setzt dies meist rasch ein Fachmann wieder instand. So bleibt es noch lange brauchbar – und schützt uns vor den Folgen der Klimaerwärmung.

 

 

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