Der große Deal mit dem Atommüll
Die Kosten für Abriss der Kernkraftwerke und Endlagerung des Atommülls sind derzeit nicht abschätzbar. Ein entsprechendes Endlager wird immer noch gesucht. Wie also kann der Atomausstieg finanziert werden.
Die Stromkonzerne die lange am Atomstrom gut verdient haben, wollen möglichst viele ihrer Verpflichtungen beim Atomausstieg loswerden. Staat und Steuerzahler wollen möglichst wenig davon übernehmen. Seit Herbst 2015 hat die von der Bundesregierung eingesetzte Atomkommission versucht, mit den Stromkonzernen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW einen Kompromiss zu finden. Vorsitzende der 19-köpfigen Kommission sind Hamburgs Ex-Regierungschef von Beust, Ex-Umweltminister Trittin und Brandenburgs Ex-Ministerpräsidenten Platzeck.
Der im April vorgelegte Kompromiss sieht vor, dass die Unternehmen auf ihre Rückstellung von 40 Mrd. Euro noch einen Risikozuschlag von 6 Mrd. Euro draufpacken. Die darüber hinaus künftig anfallenden Kosten trägt der Steuerzahler, da es keine Nachhaftung der Konzerne gibt.
Und genau hier setzt die ARD-Reportage „Exclusiv im Ersten: Der große Atom-Deal“ an. Die Reportage führt den Zuschauer an Orte, an denen die Altlasten der Atomenergie besonders gut sichtbar werden: zu den abgeschalteten Atomkraftwerken Biblis und Greifswald sowie 750 Meter unter die Erde, ins marode ehemalige Endlager Asse. Jan Schmitt versucht in seinem Film herauszufinden, wer bei dem Deal die Gewinner und wer die Verlierer sind. Ein Punkt dabei ist die Einordnung der 46 Mrd. Euro, die von den Stromkonzernen gezahlt werden sollen. Derzeit belaufen sich die geschätzten Kosten bis 2100 bereits auf rund 170 Milliarden. Um auf diesen Betrag zu kommen, müsste das Geld der Konzerne mit mindestens 4,5% über den Zeitraum verzinst werden. Derzeit sind aber schon 2% ein Wunschtraum.
Aber es geht noch um viel mehr bei diesem Deal. Die exklusiven Recherchen lassen erahnen, welche beispiellose Kungelei auf Kosten der Allgemeinheit hier zu Grunde liegt. Es werden also auf jeden Fall noch Generationen Steuerzahler für den billigen Atomstrom zahlen müssen.